Kennst du eigentlich David? David feierte vor einiger Zeit seinen 1. Geburtstag! Er ist ein aufgewecktes junges Kerlchen und liebt es, sämtliche Nahrung in Form von Fingerfood in den Mund zu befördern. Er ist wirklich nicht wählerisch, Hauptsache viel ;-)
Das Problem dabei: Manchmal isst er so viel und trinkt gleichzeitig so wenig, dass er Verstopfung bekommt. Denn auf Wassertrinken hat er überhaupt keine Lust!
Tee würde zur Not ja auch noch gehen, aber auch den stößt er einfach beiseite. Bleibt noch „Zuckerwasser“ (Saft, Apfelschorle etc.). Doch das will seine Mutter unbedingt vermeiden.
(Für mich aus sehr verständlichen Gründen. Unter anderem besteht unser Körper zu 75% bei Neugeborenen bzw. 65% bei Erwachsenen aus Wasser – und nicht aus Saft. Aufgrund des höheren Flüssigkeitsbedarfs von Babys reagieren diese auch stärker auf Flüssigkeitsmangel bzw. Zusatzstoffe, die erst recht wieder gefiltert und ausgespült werden müssen. 1)
Was also tun?
Ein intensives Gespräch und eine Woche später hat David keinerlei Verstopfung (und damit einhergehende Probleme) mehr und nimmt sogar gerne Wasser zu sich (und das mittlerweile seit etwa einem halben Jahr)!
Im Gespräch konnte ich Davids Mama ganz viele Tipps rund ums Wassertrinken mitgeben. Und weil ich weiß, dass Verstopfung ein Thema ist, das vielen Eltern bzw. Kindern Probleme bereitet, habe ich hier eine Liste für dich erstellt mit den besten Tipps zum Wassertrinken. Für nie mehr Verstopfung! :-)
Denn gerade in den ersten Monaten der Beikosteinführung, egal ob baby-led weaning (BLW; zu deutsch etwa ‚vom Baby gesteuertes Abstillen‘) oder Brei, tritt dieser ungeliebte und schmerzhafte, aber glücklicherweise vorübergehende Zustand häufig auf (offiziell sind es bis zu 10%. Inoffiziell dürften weit mehr Kinder zumindest kurzzeitig davon betroffen sein).
Doch das muss nicht sein! Genau wie bei Windeldermatitis kannst du im Vorfeld einiges tun, dass es gar nicht erst soweit kommt!
Hier die besten Tipps, um deinem Kind die Flüssigkeitszufuhr schmackhaft zu machen:
Woraus/wie trinken?
- Biete die unterschiedlichsten Gefäße an: Becher, Glas, Tasse, Dose, Schüssel, Schraubverschlussglas, Flasche, Schöpflöffel, Löffel, Schnapsglas, Frischhaltedose … Kurz: alles, das ein wenig mit Wasser befüllt werden kann und irgendwie zum daraus trinken taugt.
- Lass dein Kind abwechselnd aus (zwei oder mehreren) verschiedenen Gefäßen trinken: Ein Schluck aus der Tasse, ein Schluck aus dem Glas, Tasse, Glas …
- Gib deinem Kind Eiswürfel zum lutschen. Wenn du Bedenken wegen der Kälte hast oder dein Kind zeigt, dass es ihr/ihm zu kalt ist, kannst du den Eiswürfel in ein Stofftaschentuch oder ähnliches einwickeln. (Eiswürfelformen gibt es auch ohne Plastik, z. B. aus Edelstahl)
- Biete einen nassen Lappen an (gerne auch in unterschiedlichen Farben und Arten, denn jeder andersartige Lappen ist wieder ein neues Spielzeug; z. B. Waschhandschuh, kleines Handtuch, [Frottee-]Stoffrest …)
- Gehe gemeinsam mit deinem Kind in die Badewanne baden – natürlich ohne Zusätze. Viele Kinder lieben es, das Badewasser zu trinken. (Ihr seid aber auch im Schwimmbad unterwegs und du hast Bedenken, dass dein Kind dann auch dort das Wasser trinkt? Viele Kinder können unterscheiden, an welchem Ort sie sich befinden und dass dort jeweils andere Regeln gelten – nach wiederkehrenden Hinweisen. Finde heraus, ob es dein Kind auch kann :-) Ganz allgemein gilt auch eher: Wenn das Bedürfnis nach Wassertrinken bereits in der Badewanne gestillt werden darf, muss es an einem anderen Ort und vor allem später nicht mehr so stark auftreten.)
- Geht in die Badewanne und nehmt verschiedene Trinkgefäße oder Lappen mit.
- Lass den Wasserhahn in der Badewanne ein wenig eingeschaltet, sodass das kleine Rinnsal getrunken werden kann.
So macht es Spaß!
- Trinkt abwechselnd: du ein Schluck, dein Kind ein Schluck, Mama/Papa/Bruder/Schwester ein Schluck …
- Wechsle zwischen Gefäßen, aus denen dein Kind selbst trinken kann (z. B. Kinder-Trinkflasche), und Gefäßen, bei denen du behilflich bist (Glas, Flasche etc.)
- Stelle Strohhalme zur Verfügung.
- Hast du eine Spritze zuhause? Es kann super viel Spaß machen, wenn dein Kind damit Wasser in den Mund bekommt und es schlucken (oder auch ausspucken ;-) ) kann.
- Suche dir eine Stelle in der Wohnung, an die du ab jetzt immer ein Wasserglas stellst. Wenn du vorbei gehst, trinke einen Schluck und biete es auch deinem Kind an. Bald weiß sie/er, dass es an dieser Stelle etwas zu trinken gibt bzw. Trinken hier einfach dazu gehört.
- Für etwas ältere Kinder: Mach ein Spiel daraus! „Schaffst du es, das Glas leer zu trinken?“ Oder scherzhaft: „Nein! Bloß nicht austrinken! Dann haben wir doch kein Wasser mehr!“
- Für vielleicht noch etwas ältere Kinder: Erkläre, wie der Körper funktioniert und dass er ganz viel Wasser braucht, damit er seine Arbeit erledigen kann. Vielleicht habt ihr ein passendes Buch dazu mit abgebildeten Organen. Oder ihr besucht eine Wassermühle, die mit Wasser überhaupt erst zu arbeiten beginnen kann (als Sinnbild). Oder ihr habt eine Pflanze, die ihr evtl. mal ein paar Tage länger als üblich nicht gießt, um die Auswirkungen von Wassermangel zu sehen – und anschließend die Auswirkung von genügend Wasser.
Gut zu berücksichtigen
- Trinke selbst über den Tag verteilt häufig Wasser und lass dein Kind mittrinken. Sei Vorbild. (Das ist der wichtigste Tipp! Und er gilt nicht nur für das Trinken, sondern für jegliches Verhalten, das du gerne sehen möchtest)
- Reagiere auf jeden Wunsch deines Kindes, etwas trinken zu wollen, sofort bzw. sehr rasch. Sonst kommt vielleicht die nächste Ablenkung dazwischen.
- Es darf Spaß machen! Dafür ist Freiwilligkeit wichtig. Kein drängen oder überreden! Vorleben, Anbieten und selbst entscheiden lassen. Ein Nein sofort akzeptieren!
- Biete die Trinkmöglichkeit so lange an, bis dein Kind wirklich genug hat (und das Gefäß z. B. wegstößt, ignoriert oder den Kopf zur Seite dreht).
- Selbstverständlich kann dein Kind zu jeder Zeit (ja, auch abends und sogar nachts) Wasser bekommen, wenn sie/er das möchte! Wasser ist enorm wichtig für den Körper! Und gerade in Kombination mit Windelfrei ist ein nächtliches Geschäft meist kein Thema ;-) . Nimm abendlichen oder nächtlichen Durst auch als Zeichen dafür, dass dein Kind eventuell tagsüber zu wenig getrunken oder Ungünstiges gegessen hat (salzig, fettig, dehydriert) – und achte die nächsten Tage darauf, ob du etwas anders machen kannst.
- Der Top-Tipp: Gerade in der Badewanne kann dein Kind ganz entspannt mit Wasser spielen und dabei lernen, aus einem Glas/Becher zu trinken. Denn hier macht Verschütten für alle Spaß! Einfach ein passendes Gefäß mitnehmen und alleine machen lassen. Du wirst sehen, wie schnell dein Kind die notwendige Geschicklichkeit entwickelt!
Denk bei allem, was du ausprobierst, daran: Dein Kind lernt auch das Wassertrinken erst! Es ist normal, wenn sie/er sich immer mal wieder verschluckt. Das hört sich manchmal schlimm an und sieht auch so aus, stellt bei so kleinen Mengen aber keine Gefahr dar.
Bist du mittlerweile auch ganz durstig geworden und hast Lust aufs Wasserplantschen bekommen? Dann leg gleich los, hole euch die ersten Eiswürfel und berichte dann, wie es euch geht!
(Hinweis am Ende: Verstopfung kann natürlich auch andere Ursachen außer Flüssigkeitsmangel haben. Im Zuge der Beikosteinführung ist dies allerdings der häufigste Grund. Dieser Art von Verstopfung kann dadurch gut vorgebeugt werden. Sollte allerdings bereits eine Verstopfung bestehen und dein Kind unter Schmerzen leiden, kann zusätzlich ein Arztbesuch sinnvoll sein.
Wenn du Windelfrei praktizierst, kann es bei akuter Verstopfung auch helfen, den Anus deines Kindes einzuölen. Ist sie/er damit einverstanden, halte sie/ihn ab und spreche ihr/ihm gut zu. Die Abhalteposition und das Öl helfen, dass ein verhärtetes Geschäft besser herauskann.)
Der Artikel kommt gerade zur richtigen Zeit! Meine Kleine beginnt mit Beikost und zeigt schon die ersten Symptome von hartem Stuhl. Ich werde die Tipps gleich testen!
Hallo Ursula!
Wunderbar, oft passt es einfach perfekt zusammen :-)
Dann schreibe später gerne, wie es euch geht. Welcher Tipp hat deiner Kleinen am meisten Spaß gemacht? ;-)
Herzliche Grüße!
Lucia
Das hab ich auch schon festgestellt, dass Henri mehr trinkt, wenn ich auch mehr trinke. Ist total so!
Schön :-)
Hallo Lucia!
Wir haben ja gar nicht das Problem mit Verstopfung, aber meine Kleine hat häufig Blasenentzündungen. Ich habe deine Tipps jetzt eine zeit lang berücksichtig und es hat uns wirklich geholfen! vorher war ich bestimmt alle zwei Monate beim Arzt! Aber es bleibt das Problem, dass sie eben anfällig ist. hast du dafür noch einen Tipp? Also ich meine, ihre Gesundheit soweit zu stärken, dass wir dieses Problem überhaupt weniger haben.
Danke schonmal dafür und viele Grüße aus Salzburg!
Hallo Lena!
Wie schön, dass euch die Tipps auch bei der Blasenentzündung geholfen haben! Und ich freue mich, mal wieder aus meiner Heimat zu hören :-)
Wie alt ist die Süße denn? Macht ihr auch Windelfrei? Nach mehreren Studien hilft Windelfrei bzw. „frühes Töpfchentraining“, wie es dort meist bezeichnet wird, definitiv zur Vorbeugung oder Minimierung von Blasenfunktionsstörungen. Also „abhalten, wenn das Kind mal muss“ ist schon ein wichtiger Schritt in Richtung Stärkung.
Sonst schau doch mal hier, da gibt es auch viele Anregungen: http://www.naturheilmagazin.de/natuerlich-heilen/krankheiten-a-bis-z/blasenentzuendung.html
Gute und nachhaltige Besserung und Herzliche Grüße!
Lucia
Liebe Lucia,
ich melde mich bei dir, denn was du schreibst, ist wirklich gut. Ich bin die Begründerin der frühen Reinlichkeit bei Säuglingen (Ihr Baby kann’s!) daraus hat sich die Windelfreibewegung entwickelt. Ich bin aber nicht nur jene die diesen Stein ins Rollen gebracht hat, sondern behandle als Therapeutin auch viele Kinder, die Probleme mit dem Ausscheidungsverhalten und Windeln haben. Mittlerweile sind wir bei Größe Nr. 6 – das heißt Windeln für 12 – 15jährige angekommen. Das ist in Deutschland sicher nicht anders…Was bedeutet das? Es ist also nicht egal, ob wir „Windelfrei“ – ich nenne es unterdessen „hello nappy“ (denn windelfrei suggeriert etwas Falsches und hält viele Eltern ab, es überhaupt zu versuchen) praktizieren oder nicht. Inkontinente Kinder, Bettnässer, Probleme mit dem Stuhlgang und Kinder, die zur Schule gehen aber ihre Ausscheidungen nur in eine Windel verrichten u.v.m. sind die Folgen. Procter & Gamble ist daran dieses Problem in Schwellen- und Entwicklungsländer zu exportieren. Diese Windeln werden dann nicht wie bei uns fachgerecht entsorgt, sie landen in der Umwelt und als Mikroplastik wieder bei uns auf dem Tisch. Es ist also ein vielschichtiges Problem, das wir angehen müssen.
Hallo Rita! Danke für deinen Kommentar und auch deine Arbeiten zum Thema!
Oh ja, der Begriff ist unglücklich gewählt und irreführend. Doch er hat sich so etabliert …
Und das Thema „windelfrei“ ist so vielschichtig. Auch wie wir Babys insgesamt gegenüber stehen, spielt hier mit hinein. Wie sehen wir Kinder: bringen sie bereits etwas mit, haben sie alle Entwicklung in sich angelegt, so wie zB eine Eichel, die quasi fast von selbst zu einem Baum wird, oder beharren wir darauf, dass wir alles kontrollieren können, sogar müssen, alles nur von unserer Erziehung abhängt und von dem, was wir unser Kind lehren? Handle ich aus Angst heraus oder aus Mut, Wissen, Vertrauen, Verbindung? Insgesamt betrachtet leben wir hier oft, wie wir insgesamt dem Leben, der Welt gegenüber stehen.
Herzliche Grüße in die Schweiz!
Lucia