Windelfrei-Dienstag: Zwischen ganz und gar nicht ist alles erlaubt

Was bisher geschah … Teil 2

Unterwegs mit einem windelfreien Neugeborenen

Als neugeboren gilt ein Baby die ersten vier Wochen nach der Geburt. Diese Zeit überschneidet sich mit dem Wochenbett der Mutter (dauert insgesamt 6 – 8 Wochen). Es ist also eine Zeit, in der das Baby über wenig Körperspannung verfügt und die Mutter es am besten noch ganz entspannt angeht und im Idealfall viel Unterstützung hat.

In dieser Zeit habe ich daher auch noch keine großen Ausflüge unternommen, aber beispielsweise eine Weile in den Park gehen war schon drin. Dabei trug die Babydame anfangs eine Überhose mit Einlage, darüber eine Strumpfhose und ein T-Shirt, und darüber noch ein Tragetuch. Doch was tun, wenn ich merkte, dass sie Geschäfte machen möchte? Für diesen Fall hatte ich extra ein kleines Reisetöpfchen (ausrangierte Küchenschüssel mit relativ abgerundetem Rand) dabei, denn die Babydame wollte in diesem Alter bei Geschäften gleichzeitig stillen.

… ich muss mal!

Die ersten Male, als ich unterwegs merkte, dass es soweit war, habe ich sie ausgepackt und abgehalten lediglich mit ihr darüber kommuniziert, dass ich ihr Bedürfnis wahrnehme und sie sich in ihr Backup erleichtern oder etwas warten könne. Ich konnte es mir einfach noch nicht vorstellen. Was würden die Leute denken oder sagen? Bekomme ich die Babydame überhaupt schnell genug ausgepackt? Außerdem ist das doch total umständlich!?

Ab aufs Töpfchen!

Ein paar Mal trug ich das Töpfchen also unbenutzt wieder nachhause und es tat mir jedes Mal leid, da die Babydame meist sehr klar Bescheid sagte. Was also tun? Mich der Herausforderung stellen!

Bammel vor der Meinung anderer? Was andere über dich denken, geht dich gar nichts an! Kennst du diesen Spruch? Außerdem: Geht es um andere oder um die Babydame? Bei wem steckt ein echtes Bedürfnis dahinter, auf das ich eingehen kann und auch möchte? 2:0 für die Babydame! Und auch das Tragetuch kann ich zu Hilfe nehmen, indem ich es ganz einfach über das gesamte Baby inkl. Töpfchen lege, sodass niemand etwas von der Töpfchen-Session oder Nahrungsaufnahme mitbekommt.

Kann ich sie schnell genug auspacken? Zuhause hatte sie untenrum ja nichts an und unterwegs eben doch Kleidung! Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Ich kann es nur wissen, wenn ich es ausprobiere. Andernfalls, also falls das Backup schon nass sein sollte, würde ich dieses ja auch wechseln wollen. Also passt auspacken in jedem Fall.

Zu umständlich? Mit einem weinenden und zappelnden Baby herumzulaufen ist bei weitem „umständlicher“! Gerade, wenn ich den Grund und auch die Lösung für das Weinen kenne …

Und wie geht es jetzt konkret?

Mein Entschluss stand also fest, beim nächsten Mal halte ich die Babydame ohne Ausrede ab! Als es dann soweit war, suchte ich mir eine eher abgelegene Bank (mittlerweile haben wir es auch schon bei vollem Trubel geschafft), holte das Töpfchen aus dem Rucksack, öffnete das Tragetuch, holte die Babydame heraus, zog ihr die Strumpfhose in die Kniekehlen, öffnete die Überhose seitlich und klappte diese nach hinten, positionierte ihren Po über dem Töpfchen, lies sie stillen und legte das Tragetuch schützend zurecht.

Und nach dem Geschäft?

Wenn die Babydame mit allem fertig war, legte ich sie auf meine Oberschenkel, machte sie sauber, zog sie wieder an, packte sie wieder ins Tragetuch und säuberte das Töpfchen.

That’s it. War gar nicht so schwer. Und ein Geschenk gab es noch dazu: eine wieder entspannte Babydame und eine sich freuende Mutter :-)

Ich bin begeistert!

Erst wenige Wochen alt, und schon wartet die Babydame manchmal auf eine bessere Möglichkeit für Ihre Geschäfte, als die eigene Kleidung! Wir stehen an der Supermarktkasse und ich will gerade nicht weggehen, weil ich als nächste an der Reihe bin? Ich spreche mit ihr und sie wartet. Sie wartet 5 Minuten oder tatsächlich auch mal 10! Aber nur, wenn ich mit ihr in Kommunikation bin.

Gut zu wissen

Morgens kann man die Babydame fast nicht zu oft abhalten: Ein Intervall von 5, dann 10 und schließlich 15 Minuten ist bis zum ersten Tagesschlaf völlig normal (danach kann durchaus auch ein 4-stündiger Abstand, inkl. Schlafen, dabei sein). Also jedes Strampeln beachten!

Wann hast du unterwegs mit Abhalten begonnen? Was waren deine Herausforderungen und wie hast du sie gelöst?

 

… lies am nächsten Windelfrei-Dienstag: Zwischen ganz und gar nicht ist alles erlaubt über die Rolle der Intuition bei der Ausscheidungsbedürfniskommunikation!

8 thoughts on “Windelfrei-Dienstag: Zwischen ganz und gar nicht ist alles erlaubt

  1. Hmm, das klingt ja super. Ich glaube, das würde ich mich noch nicht trauen. Unsere Maus ist 2 Monate alt und wir halten sie bisher nur nach gewissen „Situationen“ ab, also nach dem Schlafen und nach dem Stillen zum Beispiel. Ansonsten trägt sie seit 2 Wochen fast nur Stoffwindeln.
    Was habt ihr denn für ein Töpfchen für unterwegs, etwas verschließbares?
    Liebe Grüße
    Hanna

    • Danke, Hanna! :-) Klingt doch gut! Vor allem, wenn du mit „in gewissen Situationen abhalten“ zufrieden bist und das gut für euch funktioniert!

      Warum würdest du dich nicht trauen, draußen abzuhalten?

      Ich mache dir bei Gelegenheit gerne ein Foto! Ist nicht verschließbar, ich muss es mehr oder weniger direkt reinigen (oder im Anschluss an eine Autofahrt oder so)
      Herzliche Grüße zurück! :-)

  2. Das finde ich sehr mutig – tolles Vorbild.
    Zur Geburt habe ich mir nicht viel von Windelfrei vorstellen können und mit Stoffwindeln angefangen.
    Dann habe ich über die Töpfchen-Übung gelesen und dachte mir, das klingt super, das will ich auch mit 1/1,5 Jahren mit meinem kleinen machen.
    Mittlerweile stoße ich auf immer weitere Windelfrei-Artikel und überlege mir immer früher mir den ruck zu geben und es auszuprobieren. (Mittlerweile ist er 6 Wochen alt)
    Danke fürs Schreiben und veröffentlichen der Artikel!

    • Hallo Susan!
      Danke für deine Nachricht und deinen Dank! Ich freue mich sehr darüber! :-)

      Stoffwindeln und Windelfrei ergänzen sich ja prima. Ich kann das Ausprobieren nur empfehlen! Denn dann weißt du tatsächlich, ob es etwas für dich bzw. euch ist, oder nicht. … Wenn du Windelfrei spannend findest, aber das Ausprobieren verpasst: Wie wirst du in 2 Jahren darüber denken? Und so hast du es geprüft und dich bewusst dafür oder dagegen entscheiden. Du hast ja nichts zu verlieren – oder? ;-)

      Ganz grob gehen wir davon aus, dass Babys zwischen dem 3. und 4. Monat ihre Signale einstellen, wenn bis dahin nicht darauf reagiert wurde (kann individuell anders sein). -> Damit du einen ungefähren Richtwert hast. Ich habe beim jungen Mann z. B. selbst erst mit genau 4 Monaten begonnen.

      Wenn du noch mehr Infos brauchst, um dich sicher zu fühlen: Schau mal, ob es jemanden bei dir in der Nähe gibt http://www.babysohnewindeln.de/coach-finden/ oder wir verabreden uns telefonisch. Vielleicht hast du auch einfach mal Lust, bei einem Windelfrei-Treffen in deiner Nähe dabei zu sein, um das Abhalten direkt in der Praxis zu sehen. So kannst du es dir auch besser vorstellen.

      Herzliche Grüße und ich freue mich, wenn du Windelfrei ausprobierst und später wieder darüber berichtest! :-)
      Lucia

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