Windelfrei-Dienstag: Zwischen ganz und gar nicht ist alles erlaubt
Dieser Windelfrei Erfahrungsbericht von Magdalena W. kommt ganz frisch aus dem Wochenbett! Trotzdem gibt es viel zu entdecken! :-)
Meine Anmerkungen sind in pink.
Wie alt ist dein Kind jetzt und von wann bis wann habt ihr windelfrei (Ausscheidungsbedürfniskommunikation) gemacht (oder macht es noch)?
Meine Tochter ist jetzt 7 wochen alt. Wir machen windelfrei seitdem sie ca 4-5 wochen alt ist und wollen definitiv weiter machen.
In welcher Form praktizierst du windelfrei (Vollzeit, Teilzeit, große Geschäfte, Standardsituationen …)?
Wir machen momentan windelfrei nur Zuhause und bei meiner Mutter. Sie trägt trotzdem noch ganztags Wegwerfwindeln (Ökowindeln von DM), allerdings ist das Einführen von Stoffwindeln in Planung.
Windelfrei ist ja eigentlich der falsche Begriff, da man ja trotzdem Windeln trägt. Ich denke, der Begriff schreckt viele ab.
Wir halten immer in Standardsituationen ab (nach dem Schlafen, nach oder während des Stillens, vor und nach dem Baden und nach dem Tragen im Tuch) und auch mal zwischendurch nach Intuition oder wenn sie quängelt oder pupst.
Lucia: Ich diskutiere ja sehr gerne über Windelfrei und einen wirklich passenden Begriff mit anderen. Und es gibt wirklich einige Babys, die gar keine Windeln tragen (zu den bekanntesten Vertretern davon zählt Lini Lindmayer). Doch die Norm ist auch bei Windelfrei die Benutzung von Backups oder Windeln.
Das Ende der Diskussionen ist immer wieder: Aber „Windelfrei“ hat sich nunmal bereits etabliert (neben „Elimination Communication“ im Englischen oder „topffit“ in der Schweiz). Das ist der Begriff, nach dem gesucht wird, unter dem die Ausscheidungsbedürfniskommunikation bekannt ist. Und „Ausscheidungsbedürfniskommunikation“ ist nun mal einfach nicht salonfähig ;-) …
Wie bist du auf windelfrei gekommen, woher weißt du davon?
Ich hatte drei „Probleme“ mit meiner Tochter:
- einen wunden Po, da sie schnell auf den Stuhlgang am Po reagiert;
- häufig plötzliches Gequengel,
- und dass sie immer auf dem Wickeltisch ihre großen und kleinen Geschäfte verrichtete, sobald die Windel ab war.
Also fing ich an zu Googlen, ob es auch andere mit diesen Problemen gibt. Und immer wieder war von windelfrei die Rede. Also hab ich weiter recherchiert und war überzeugt! Ich hab sofort angefangen und schon nach wenigen Tagen hats gut geklappt.
Große Geschäfte gehen nur noch ins Töpfchen und Pipi auch kaum noch in die Windeln.
Warum machst du windelfrei?
Aus mehreren Gründen: Wir hatten seitdem nicht mehr mit wundem Po zu tun, das ständige Gequengel hat aufgehört und meine Tochter ist nun sehr entspannt. Außerdem verbrauchen wir weniger Windeln.
Als ich gelesen habe, dass es 500 Jahre braucht, bis eine Windel abgebaut ist, hat mich das schockiert und bedrückt. Ökowindeln sind zwar besser abbaubar, aber auch da hab ich jedes mal ein schlechtes Gewissen, wenn ich eine wegwerfe.
Windeln sind zwar praktisch, aber einfach völlig unnatürlich. Keiner liegt gerne in seinen Ausscheidungen. Wieso sollte man den Kindern angewöhnen, dass es in Ordnung ist, in Windeln zu machen, um ihnen später wieder beizubringen, dass es falsch ist, und sie ins Töpfchen machen müssen?
Wenn ein Kind so stark wie meins signalisiert, dass es mal muss, wieso sollte ich das dann nicht nutzen und ihr ermöglichen, sich nicht beschmutzen zu müssen!?
Dadurch, dass wir gleich abhalten, wenn sie signalisiert (beim großen Geschäft meist ein Gequengel verbunden mit kleinen Pupsern) und durch die Abhalteposition selbst, fällt ihr der Stuhlgang ganz leicht. Sie muss nicht erst versuchen, es aufzuhalten, und somit werden Bauchschmerzen vermieden.
Lucia: Wie schön, dass Windelfrei hier helfen konnte, dass Magdalenas Tochter nun deutlich entspannter ist! So ein Erfahrungsbericht macht richtig Mut! :-)
Wenn du jetzt überlegst, dass Windelfrei auch euch helfen kann, dann probiere es unbedingt aus! Vielleicht stellst du auch genau das fest! Doch sei nicht enttäuscht, wenn es bei euch nicht klappen sollte. Es sind auch andere (manchmal nicht erkennbare) Gründe für starke Unruhe oder Schreiphasen möglich.
Nach einer (nicht repräsentativen) Umfrage unter Windelfrei-Eltern berichtet etwa die Hälfte, dass ihnen Windelfrei bei Koliken geholfen habe.
Was ist/war für dich der größte Stolperstein/die größte Herausforderung bei der Ausscheidungsbedürfniskommunikation?
Eigentlich nur die Reaktionen der Angehörigen und anderer Mütter. Die sehen das z. B. meist nur als Zufälle an, dass sie in den Topf macht, und sie meinen, dass ich mir die Signale einrede. Aber mittlerweile ist mir die Meinung anderer egal, da ich sehe, wie gut es uns tut – und das ist die Hauptsache.
Sonst gibt es nichts Negatives. Es ist nicht wirklich zeitaufwendig (später geht man mit den Kindern doch auch erstmal zusammen auf Toilette), es ist hygienischer (der Windelbereich bleibt dabei fast sauber, man muss nur kurz abwischen) und man spart das Geld, wenn man nicht ständig neu wickelt, denn die Windeln dienen bloß als Schutz für den Notfall, wenns doch mal zu lange dauert oder grad nicht möglich ist abzuhalten.
Was hilft/half dir in herausfordernden Situationen am meisten?
Das zufriede Lächeln meiner Tochter hat mich stets motiviert, windelfrei fortzusetzen. Die Vorteile überwiegen einfach dabei. Dass mein Partner auch davon überzeugt ist, hilft auch sehr. Er war anfangs skeptisch; aber als er sich in das Thema reingelesen hat, war er auch überzeugt.
Was ist/war für dich der größte Vorteil/das Beste an der Ausscheidungsbedürfniskommunikation?
Ein glückliches, ruhiges und zufriedenes Kind, weil auf ihre Signale und Bedürfnisse eingegangen wird und es ihr dadurch einfach besser geht.
Danke Magdalena! <3
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Dieser Bericht spricht mir aus der Seele! Es erging uns genauso, also tatsächlich in allen Punkten – Quängelei, Geschäft auf dem Wickeltisch und wunder Po – und ich bin so dankbar, dass unsere Hebamme auf Windelfrei aufmerksam gemacht hat. Wir sind total begeistert und für uns ist das wirklich ein toller Weg.