Windelfrei-Dienstag: Zwischen ganz und gar nicht ist alles erlaubt
Ein ausführlicher Windelfrei Erfahrungsbericht von Fine Staubprinzessin und ihrer Tochter Stäubchen. Besonders lesenswert, wenn du dein Kind früh in Fremdbetreuung eingewöhnen und auf diverse Stolpersteine vorbereitet sein möchtest …
WIE ALT IST DEIN KIND JETZT UND VON WANN BIS WANN HABT IHR WINDELFREI (AUSSCHEIDUNGSBEDÜRFNISKOMMUNIKATION) GEMACHT (ODER MACHT ES NOCH)?
Fine Staubprinzessin: Mein Kind ist jetzt 16 Monate alt. Wir haben mit dem Abhalten angefangen, als ich mit dem 3 Tage alten Baby nach Hause kam.
Selten habe ich irgendwelche Zeichen gesehen – außer nachts, nach vielen Stunden Schlaf am Stück, die gegen Ende nur noch herumwälzen waren, wobei ich dann auch unmöglich schlafen konnte.
Wir haben einfach bei jedem Wickeln das Ausscheiden angeboten, Stäubchen hat es rasch angenommen. Seitdem wurde es von reinem Timing zunehmend mehr Intuition.
Die Jagd nach dem großen Geschäft (wir hatten 7 Wollsnaps, wobei die Überhose so oft mit Stuhl in Kontakt kam, dass ich immer das Gefühl hatte, ich bräuchte dringend noch mehr) wandelte sich in die entspannte Frage: „Musst du noch pupsen?“ Und Mini machte bei Bedarf den Bauch leer – regelmäßig bis zu fünf Mal täglich.
Seit dem 4. Lebensmonat hatten wir keine Kackawindeln mehr. Der gefürchtete Abhaltestreik kam nicht, es war nur ein Wechsel von „auf-dem-Schoß“ zu „selbst-auf-dem-Töpfchen-sitzen-wollen“, wobei recht schnell beides wieder gleichermaßen hoch im Kurs stand.
Windelfrei in Fremdbetreuung – Schwieriger als erwartet!
Ein paar Tage nach dem ersten Geburtstag haben wir mit der Eingewöhnung bei der Tagesmutter angefangen und hatten plötzlich wieder Kackawindeln zu Hause. 3 Tage lang, dann war die Phase – zumindest zu Hause – wieder vorbei.
Nach 2 Wochen haben wir zur Eingewöhnung in die Krippe gewechselt, die Erzieherinnen waren unbegeistert in allen Facetten. Dabei habe ich mir so viel Mühe gegeben, einen für alle akzeptablen Kompromiss ausfindig zu machen. Aber: Kind fand das Kinderklo gruselig (zu hoch, zu großes Loch), den Erziehern war das Erwachsenenklo mit Sitzverkleinerer, welches das Kind mochte, zu weit weg vom Wickeltisch (1 Raum weiter).
Nach 6 Wochen 2 1/2h Krippe täglich, hatte sich mein kleiner Nur-noch-alle-2-Tage-Heimscheißer in einen 2-Kackawindeln-aus-der-Krippe-Mitbringer verwandelt, als endlich auch der Mittagschlaf teil der Betreuungszeit wurde.
Dann wurde vor genau einem Monat das Töpfchenzeichen entdeckt (wobei sie es auf ihre Weise adaptierte) und zum ersten Mal seit November auch mal wieder das Kinderklo in der Krippe zusammen mit Mama benutzt, das Stäubchen den kompletten Dezember verweigert hatte. Mama sorgte, etwas unzufrieden mit den Erzieherinnen und ihrer Einstellung zu Wickelintervallen und EC, für mehr und mehr Saugmaterial in den Windeln, während der kitagerötete Popo zu Hause immer öfter lüftete.
Letzte Woche war Stäubchen dann zum ersten Mal auch mit einer Erzieherin erfolgreich auf dem Klo. Die vergangenen 3 Wochen hatte Mini nämlich zwar oft angezeigt, es wurde aber als „Flucht-aus-der-Situation“-Zeichen interpretiert, weil Stäubchen zwar zeigte, dass sie musste, das Klo aber verweigerte.
… und eine weitere Herausforderung
Gleichzeitig kam die Diskussion über die Nutzungserlaubnis unserer Wollis in der Krippe auf, weil plötzlich ins Bewusstsein gesickert war, dass sie nicht nach jeder Benutzung gewaschen werden. Schließlich kam der Hinweis von der Leitung, dass ab sofort nach jeder Benutzung gewaschen werden muss. Am nächsten Tag hatte das Kind keine einzige benutzte Windel im Wetbag.
Zu Hause seitdem unfallfrei ohne Windel (Donnerstags gab es noch zwei nasse Stumpfhosen). Heute waren wir sehr mutig und sogar draußen/im Café windelfrei unterwegs. Nur als Stäubchen das vierte Mal anzeigte und immer noch nicht wollte, hat das Kind mal für die nächste halbe Stunde ne Backup-Windel an den Popo bekommen, damit Mamas Stresspegel sich bisschen abkühlen konnte. „Benutzt“ wurde sie aber nicht. Irgendwann bevor wir gingen, konnte sich Mini doch noch zum Wollen durchringen, da konnte das Backup dann auch wieder ab.
IN WELCHER FORM PRAKTIZIERST DU WINDELFREI (VOLLZEIT, TEILZEIT, GROSSE GESCHÄFTE, STANDARDSITUATIONEN …)?
Ich habe grundsätzlich kleine Wollsnaps mit einer Saugeinlage für einmal Pipi als Backup benutzt. Nach dem ersten Geburtstag und dem Laufenlernen gab es zunehmen windelfreie Rumlaufzeiten in der Wohnung. Seit sie die Töpfchengebärde benutzt, um das Ausscheidungsbedürfnis anzuzeigen (mit 15 Monaten), gibt es jeden Nachmittag windelfrei. Mit 16 Monaten gibt es fast nur noch im Bett und in der Krippe eine Windel an, die aber meist trocken bleibt.
Ich habe also ausgiebiges Teilzeit-Windelfrei praktiziert, habe versucht möglichst gleich nasse Windeln zu wechseln, ohne den Zwang zu verspüren, es unbedingt vor dem Nasswerden zu bemerken :)
WIE BIST DU AUF WINDELFREI GEKOMMEN, WOHER WEISST DU DAVON?
Ich bin über das Startup Ecotastic mit Stoffbinden und Menstruationstassen in Berührung gekommen, von der Stoffbinden-Facebook-Gruppe in den Stoffwindel-Chat und spätestens da wurde man regelmäßig mit dem „Abhalten“ konfrontiert. So richtig eingelesen habe ich mich neben dem Stoffi-Chat allerdings auf windelwissen.de und Julias kostenlosen Ebooks zum Thema.
WARUM MACHST DU WINDELFREI?
Meine Grundmotivation ist die Ersparnis von Kackawindeln gewesen (schon in der Schwangerschaft, später dann aus der Not der Kackplosionen heraus). Letztendlich schleichen sich aber natürlich jede Menge andere Motive mit in das Bild, sodass die Einstellung zu windelfrei sich mit meinen Erfahrungen weiterentwickelt hat.
Mittlerweile finde ich es großartig, dass ich mein Kind in diesem Bedürfnis ernstgenommen habe und es meine Kommunikationsangebote so wunderbar angenommen hat. Während meine Freunde es eine Zumutung finden, den Säugling alle 3h zu wickeln, finde ich es seltsam, nasse Windeln am Popo zu lassen, und habe – ohne mich gestresst zu fühlen – locker stündlich gewechselt/abgehalten.
WAS IST/WAR FÜR DICH DER GRÖSSTE STOLPERSTEIN/DIE GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG BEI DER AUSSCHEIDUNGSBEDÜRFNISKOMMUNIKATION
Die Verknüpfung von Ausscheidung und Stillen würde ich als meinen größten Stolperstein bezeichnen. Denn als ich versucht habe, mit 14 oder 15 Monaten vom Einschlafstillen wegzukommen, damit die Krippe sich an den Mittagschlaf herantraut, hat das Kind sehr schnell das Ausscheidungsbedürfnis als Vorwand genommen, um wieder an die Brust zu kommen. Hat zwar in der Konstellation nie funktioniert, wird trotzdem immer und immer wieder versucht.
WAS HILFT/HALF DIR IN HERAUSFORDERNDEN SITUATIONEN AM MEISTEN?
Geduld, Geduld, Geduld. Es ist ein Angebot, es ist keine Kompetition. Nach uns die Sintflut! (Das Haus, in dem wir wohnen, wird in 10 Monaten abgerissen, die ollen Dielen sind völlig wumpe, die Matratzen sind alt. Ich glaube, das nächste Kind wird es schwerer haben, eine so entspannte Mutter zu finden.)
WAS IST/WAR FÜR DICH DER GRÖSSTE VORTEIL/DAS BESTE AN DER AUSSCHEIDUNGSBEDÜRFNISKOMMUNIKATION?
Keine Kackawindeln auswaschen müssen :D Im Ernst: keine Ahnung, ich kenn es ja nicht anders! Mein Kind hatte ja, wahrscheinlich dank windelfrei, keine Koliken, bei schlechter Laune konnte ich es abhalten und schwupp, war die Welt wieder in Ordnung. Ich habe manchmal völlig baff überlegt, was ich um Himmels Willen getan hätte, wenn ich nichts von Windelfrei gewusst hätte!
Hast du einen konkreten Tipp für andere Windelfrei-Eltern?
Einfach ausprobieren. Abhalten hilft bei allen Problemen :P achtet auf eure Haltung. Waschbecken und Klos haben mich immer nur gestresst (mein armer Rücken). Ich habe, eigentlich egal wo und wann, auf meinem Schoß, möglichst schneidersitzähnlich in Schüsselchen oder Töpfcheneinsätze abgehalten. Ohne spezielle Ausrüstung, ohne besondere Kleidung (okay, alle Einteiler ohne Wickelöffnung hab ich rigoros aussortiert), ohne Schnickschnack. Mit Stofftaschentüchern zum Abputzen.
Hast du ähnliche Erfahrungen? Dann fülle ganz bequem dieses Online-Formular aus und erzähle von deinen Erlebnissen und deiner Einstellung zu Windelfrei!