Freiheit ist ein wichtiges Thema. Viele möchten (insgeheim) mehr davon, doch wenige trauen sich konkret.
Doch bevor du darüber liest, wie du konkret zu mehr Freiheit in deinem Leben kommst, lies erst Mal die „Einführung“: Freiheit – Was ist das? Teil 1
Gelesen? Dann lass uns sofort starten!
Gefühlsexperiment
Stell dir folgendes vor: Szenario 1
Du wirst von deiner Freundin ganz spontan in eine Therme eingeladen und hast auch Zeit. Schon lange wartest du auf diese Gelegenheit! Endlich mal wieder im warmen Wasser entspannen, vielleicht seit Ewigkeiten mal wieder oder überhaupt zum ersten Mal ohne Kind unterwegs (oder auch mit). Ein paar Stunden nur für dich.
Aber du hast dich schon eine ganze Weile nicht mehr rasiert! Mist, was machst du jetzt? Deswegen absagen wäre ja peinlich. Außerdem bist du doch so gerne in der Therme … Ok, wird schon nicht so schlimm werden, Augen zu und durch.
Dort angekommen entkleidest du dich – und siehst dir sofort deine Körperbehaarung an. Um Himmels Willen! Wie schlimm sieht das denn aus!?! Aber Eintritt ist bezahlt und die Freundin wartet auch … Also Zähne zusammen beißen und weiter.
„Die Haare sind echt super dunkel und schon so lange! Alle hier sind top rasiert! Meine Freundin sowieso. Ja, die, die bekommt ja immer alles top hin. Oh Mensch. Ok, sofort ins Wasser. Da sieht es hoffentlich niemand! Ich fühle mich echt mies! Die starren mich hier alle an!
In die Sauna auch noch? Muss das sein? Eigentlich mag ich das ja total – aber diese Haare! Voll unästhetisch! Igitt! Bestimmt hat noch nie jemand so viele Haare an einem Körper gesehen! Wahrscheinlich ekeln sich alle vor mir. Oh Mann! Warum bin ich bloß mitgekommen? Ich würde am liebten im Erdboden versinken!
Ja ich weiß, ich müsste wirklich mehr auf mein Äußeres schauen! Seit ich ein Kind habe bin ich meistens auch ungeschminkt. Einfach keine Zeit dazu. Ich komme ja schon total verwahrlost daher! Wahrscheinlich geht meine Freundin nie wieder mit mir aus. Dabei kennen wir uns schon so lange. Aber ihr ist es bestimmt auch super peinlich, so mit mir gesehen zu werden …“
… und die ganze Zeit drehen sich deine Gedanken nur um diese eine Sache: „Ich sollte rasiert sein!“. Dabei entstehen Geschichten über Geschichten. (Kannst du die Geschichten erkennen? Das, was du dir „zusammengereimt“ hast, was gar nicht unbedingt der Realität entspricht?)
Kannst du so einen Ausflug genießen? Wie fühlt sich dein Aufenthalt in der Therme (oder sonst wo) an? Hast du die Entspannung erfahren, die du ursprünglich damit verbunden hast?
Szenario 2
Versetze dich zum Vergleich doch mal in folgende Situation:
Es ist Winter, also gar nicht eure Zeit – viel zu kalt. Da kommt der Urlaub auf eine warme Insel wie gerufen! Mit Freundin und ganzer Familie – perfekt!
Ihr fliegt los und dort angekommen geht es auch gleich mal an den Strand, die Badesachen hast du dafür extra ins Handgepäck gegeben.
Du spürst du warme Luft auf deiner Haut, den zarten Windhauch. Und hier ist zwischen den vielen Menschen ja auch noch ein Plätzchen für euch frei.
„Ach diese Wärme! Wie sie mir gefehlt hat! Es tut so gut, die Sonne zu spüren! Endlich kann ich richtig tief durchatmen. Soooo gut! Ach, wenn ich doch immer in so einer Umgebung sein könnte! Und der herrliche Sand! Wie lustig der über meine Beine rieselt, dabei macht er richtige Muster :-)
Ihr wollt Ballspielen? Klar mach ich mit! Endlich mal wieder mehr Bewegung. Du brauchst Wasser für deine Sandburg? Schau, da können wir zum Meer hinunter gehen und welches holen. Vollgefüllt mit Wasser ist der Eimer ganz schön schwer, hm?
Herrlich! Einfach entspannend! Genau das, was ich gebraucht habe!“
Wie fühlst du dich in diesem Beispiel? Konntest du das lustige Muster auf deinen behaarten Beinen sehen, als der Sand daran herunter rieselt?
Der Unterschied
An diesen beiden Situationen ist vor allem eine entscheidende Sache anders:
Nein, nicht die unrasierten Beine, die kommen in beiden Beispielen vor ;-)
Es ist dein Fokus und die daraus resultierenden Gefühle wie Anspannung, Scham und Stress oder Entspannung, Angekommensein und Freude.
Im ersten Beispiel bist du nur auf das fokussiert, was du gerne anders hättest. (Es könnten auch deine Fettröllchen, dein unpassend gemusterter Bikini oder dein im falschen Moment weinendes Kind sein.) Und daraus resultieren unangenehme Gefühle. Das Geschehen „überstehst“ du nur irgendwie, du kannst gar nicht richtig daran teilhaben.
Im zweiten Beispiel bist du auf das fokussiert, auf das du dich gefreut hast. Du spielst dabei gar keine große Rolle (in deinem Fokus) – du bist einfach und lebst. Ganz selbstverständlich kannst du all das tun, was du tun möchtest. Ohne dich in Frage zu stellen, ohne dich als falsch zu verurteilen. Ohne dauernd zu versuchen, dich durch die Brille anderer Menschen zu betrachten (was sowieso nicht „richtig“ klappt und dazu auch einfach nichts bringt).
Was fühlt sich besser an für dich?
Kannst du dir vorstellen, einfach du selbst zu sein? Oder gibt es etwas/vieles, das du an dir ablehnst und zu verstecken versuchst? Wie fühlt es sich an, wenn du etwas, das dich (momentan) ausmacht bzw. ein Teil von dir ist, verstecken möchtest, verleugnest? Wie viel Energie benötigst du dafür?
Ganz schön anstrengend, oder?
Und wie wäre es, wenn du einfach mal du bist?
Wenn alles ok ist, so wie du jetzt in diesem Augenblick bist? Egal ob dick, mit krummer Nase, wütend, selbstmitleidig, jähzornig, anders als deine Vorstellungen, Erwartungen und Hoffnungen an dich selbst. Wenn du das alles einfach mal zur Seite legst und ganz bei dir bist. Alles so annimmst, wie es jetzt gerade ist.
Ich erlaube mir, mich zu lieben.
Wenn du – für einen kurzen Moment – ganz mit dir im Reinen bist. Benötigt das Energie oder hast du mehr Kraft zum Leben zur Verfügung? Stress oder Entspannung? Freude und Jauchzen oder Scham und Verstecken?
Die Entscheidung liegt bei dir!
(Und im ersten Moment kannst du durchaus auch wütend oder traurig über dich selbst sein, dass du dich bisher nicht mochtest und Teile von dir abgelehnt hast.)
Jetzt hast du die Chance, dich ganz für dich zu entscheiden:
Ja, ich will mich lieben! Gerade, wenn es sonst niemand tut: Ich stehe zu mir. Ich bin großartig, so wie ich bin! Ich darf so sein, wie ich bin, ich darf umperfekt sein! Ich darf unrasiert und ungewaschen sein. Ich darf wütend sein, wenn jemand über meine Grenze läuft (auch, wenn ich es selbst mache). Ich darf mich in meinem Körper wohlfühlen (auch wenn er nicht einem Schönheitsideal entspricht, dem nur ganz wenige Menschen gerecht werden).
Ich liebe meine …. (wegstehenden Haare, Speckröllchen, schief gewachsenen Zehen etc.). Sie gehören zu mir, sie sind ein Teil von mir. Ja, ich akzeptiere mich endlich. Danke, dass ihr (überflüssigen Kilos, unreine Haut, Narben …) mich in meinem Leben begleitet! Danke für eure Hilfe! (z. B. um Abstand zu halten, mich mit meinen wahren Werten auseinander zu setzen, wahre Freundschaft zu erfahren, ein einzigartiges Aussehen zu haben …)
Ihr dürft so lange bei mir bleiben, wie ihr wollt. Vielleicht verabschiedet ihr euch auch wieder, wenn ich jetzt bewusster für mich sorge und Verantwortung für mich übernehme. Ab jetzt ist das alles ok für mich.
Danke! Ich liebe mich!
Wie fühlst du dich? Bist du dir ein Stück näher gekommen? <3 Ich freue mich, wenn du mir einen Kommentar schreibst!