Sarah schrieb mir vor einiger Zeit einen persönlichen Erfahrungsbericht. Und der hatte es in sich! Nach diesem Erfahrungsbericht musste ich mich erst einmal neu sortieren. Denn er stellt eine gängige Überzeugung in Frage. Ja, sogar eine ganze Theorie!
Doch lies erst einmal selbst:
Letztens auf einer Geburtstagsfeier war auch noch eine andere Familie mit jungen Kindern. Als ich merkte, dass ein Pipi in der Windel gelandet war, sagte ich zur Maus: „Oh, da hat die Mama nicht aufgepasst. Die Mama wechselt sofort die Pämpi, damit du wieder einen trockenen, warmen Po hast.“
Darauf meinte die andere Mutter: „Da ist doch nur EIN Pipi drin!? Warum wechselst du denn schon die Windel?“ – „Weil da ein Pipi drin ist. Obwohl die saugstark sind, bleibt trotzdem ein klammes, kaltes Gefühl. Sonst würde die Maus nicht sagen, dass es ihr unangenehm ist.“ – „Quatsch, da passen bestimmt 5 Pipis rein!“
Nachdem ich die Windel gewechselt hatte, zeigte ich ihr am Handrücken, wie sich „nur ein Pipi“ anfühlt. „Wieso, ist doch trocken?“ Klar war die Windel nicht triefend nass! Aber nach einer erneuten Vorführung erkannte sie, dass da tatsächlich ein klammes, leicht feuchtes Gefühl war, das einen unangenehmen Eindruck hinterließ. Denn das Gel verhält sich wie Wasser: Es kühlt ab und obwohl die Windel trocken scheint, merkt das Kind das Nässegefühl.
Wenn man an Wegwerfwindeln sparen möchte, dann gibt es andere Wege, als das Kind 5 Stunden in einer vollen Windel sitzen zu lassen. Aber was will man erwarten, wenn der Windelhersteller auf der Verpackung wirbt, dass die Windel bis zu 12 Stunden trocken hält! ;-)
Theorie steht Kopf!
Stimmt die Theorie etwa gar nicht, dass Kinder mit Stoffwindeln deshalb im Durchschnitt schneller „trocken“ sind, weil sie die in Stoffis zurückbleibende Nässe spüren – und in Wegwerfwinden nicht? (z. B. hier oder hier) Eine konkrete Studie dazu habe ich jedenfalls nicht gefunden.
Auch die Toddlerdame verwendete ab und an Wegwerfwindeln (vor allem im Zusammenhang mit längeren Reisen und einer Windelfrei-Pause). Also habe ich mir das auch einmal näher angesehen.
Und ja, nach diesem Bericht sehe ich es genauso: Wegwerfwindeln fühlen sich feucht an. Nach einem Geschäft und im Sommer bzw. bei hohen Temperaturen auch von Schweiß (aber das trifft auch auf einige [viele?] Backups und Stoffis zu).
Warum ist mir das vorher nie aufgefallen?
Vielleicht, weil ich Wegwerfwindeln sonst nur von der ersten Babyzeit des jungen Mannes kenne (bis wir zu Windelfrei gekommen sind). Ganz junge Babys haben oft noch relativ kleine Geschäftsmengen, sodass sich die Eltern bei Wegwerfwindeln oft nicht sicher sind, ob überhaupt etwas in der Windel ist. (Oder konntest du es von Anfang an einschätzen? Verrate mir doch den Trick! ;-) )
Doch Pämpers (und anderen Windelherstellern) sei Dank, ist dieses Problem jetzt endlich gelöst: Die Wegwerfwindeln haben nun einen Indikatorstreifen, sodass Eltern sich voll und ganz auf die Farbveränderung verlassen können und ihre Instinkte gar nicht mehr benötigen … (oder achtsamer im Umgang mit Geschäften sind und schneller wechseln [und damit mehr Windeln benötigen]?)
Oder ich hatte bislang einfach zu wenig darauf geachtet. Es dauert ja auch eine Weile, bis Eltern so eine Wegwerfwindel einschätzen können. Bis erfühlt wird, dass sie benutzt wurde (an Gewicht und Konsistenz). Bis Eltern bereits am Geruch der Windel erkennen können, dass ein Geschäft erfolgte. Bis sogar außenstehende Personen sehen können, dass die Windel nun wirklich „voll“ ist.
Resümee
Sogar im Vergleich Wegwerfwindel und Stoffwindel kann ich nicht klar sagen, dass sich die Wegwerfwindel weniger feucht anfühlen würde! Vielmehr hängt es von der benützten Einlage ab. Es gibt z. B. Einlagen aus Microfleece, die Geschäfte auch so gut wegsaugen, dass zumindest das erste kleine Geschäft fast nur anhand des zugenommenen Gewichts oder am typischen Geschäfte-Geruch erkannt werden kann.
Im Langzeitvergleich, also über mehrere Geschäfte hinweg, bleibt natürlich die Wegwerfwindel weniger feucht. Doch auch bei ihr nehmen Größe und Gewicht zu, der Gelkern im Inneren breitet sich immer mehr aus. Das Kind spürt auch hier bald eine Veränderung. Vermutlich kann sie/er diese Veränderung aber schlechter zuordnen, da der direkte kausale Zusammenhang fehlt. Der Gelkern vergrößert sich nämlich etwas zeitverzögert.
Was denkst du darüber? Hast du diese Beobachtung auch schon gemacht? Oder hältst du das für überzogen bzw. unbedeutend?
Darüber hab ich mir ja auch schon Gedanken gemacht.und eineZeit lang ein Stück Stoff in die Windel gelegt. Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass es etwas bringt. (Als Henri mal einfach laufen ließ) ich finde die www nur einfach zu praktisch.
Hallo Kim!
Danke für deinen Erfahrungsbericht!
Ich habe schon von einigen Eltern gelesen, dass sie das mit dem Stück Stoff machen – aber keine Ahnung, was ihre Einschätzung dazu ist.
Aber solange ihr Windelfrei macht (auch, wenn es mal eine Pause gibt und in dieser Zeit nicht/kaum abgehalten wird), ist es wahrscheinlich kaum relevant. Denn dann behalten die jungen Menschen normalerweise ihr Bewusstsein über ihr Ausscheidungsbedürfnis.
Wie geht es euch aktuell? War nur eine Phase? ;-)
Wenn du WWWs so praktisch findest: Weißt du, dass sie unterwegs auch als Töpfchen genutzt werden können? http://bewusste-elternschaft.eu/praxistipp-einfaches-windelfrei-unterwegs/
Herzliche Grüße! Lucia